
Altenpflegeausbildung bedeutet für mich mehrere Wochen Unterricht und mehrere Wochen Praxis. Da ich in der Praxis 40 Stunden in der Woche leisten sollte (Prüfungszulassung), dies aber oft nicht schaffe (ambulanter Pflegedienst) gehe ich jedes zweite Wochenende in der Schulzeit an mindestens einem Tag arbeiten. In der Schule habe ich 12 so genannte Lernfelder (LF), welche auch nochmal in Themenschwerpunkte unterteilt sind. Ich habe aber auch die Fächer Deutsch, Englisch und Ethik & einige Wahlpflichtfächer (z.B. Musiktherapie). Ich lerne in der Schule alle theoretischen Dinge, die wir aber teilweise auch praktisch in der Schule üben. An Pflegepuppen, an den Klassenkameraden, am Herd, ... Es finden sich einige Möglichkeiten um zu Üben.

Wir lernen außerdem die Gefahren für Patienten kennen, deren Vorbeugung und die möglichen Maßnahmen kennen. Begriffe wie Thrombose, Sturz, Aspiration, Kontrakturen, Dekubitus, Intertrigo, Soor und Parotitis sind für mich zum "Alltag" geworden und gehören für mich zu dem Wort Prophylaxe wie Socken zu Füßen.
Wir lernen aber auch viele Dinge über die "Beschäftigung" mit alten Menschen, denn auch sie wollen Aufgaben und Tätigkeiten, die ihren Möglichkeiten entsprechen. Wir kochen aber auch in der Schule, lernen vieles über Nahrungsmittel und Kostformen und worauf wir achten sollten.
Wir lernen Möglichkeiten Kinästethisch zu arbeiten, also für uns und den Patienten schonend.... Oh habe ich fast vergessen. Wir lernen auch ziemlich viel über Wunden und Wundversorgung, denn das ist auch unsere Aufgabe, wenn es der Arzt anordnet. Und wir lernen einige Stütz- und Kompressionsverbände kennen. Und wir erarbeiten auch die Biografien der Personen um auf sie bezogen zu handeln...

Es gibt einen Part in diesem Beruf, der für mich schon deutlich schwieriger ist. Und das ist jener des Sterbens. Das Sterben gehört zum Leben dazu, dennoch vergisst man manchmal zu schnell, dass jeder einmal geht und es gerade bei meinen Patienten schneller gehen kann als man manchmal denkt. Aber selbst hierzu lernen wir Techniken und Methoden kennen. Wir lernen unsere Patienten auf den letzten Metern zu begleiten, wir lernen mit den Angehörigen umzugehen und ggf Trost zu spenden bzw. ein Gespräch. Erst in der letzten Woche ist der Ehemann einer Patientin verstorben (Ruhe er in Frieden..), da wir zu zweit unterwegs waren als wir den Ehemann auffanden (er lebte noch..) hat sich meine Kollegin um ihn und den Rettungswagen gekümmert und ich habe mich zu seiner Frau gesetzt... und als er dann von uns gegangen war, dann saß ich wieder an ihrer Seite, hielt ihre Hand und war für sie da. Und wir sprachen mit den Angehörigen. Dieser Punkt ist, vor allem seelisch, nicht immer einfach. Man muss ein Ventil finden um damit umzugehen, wenn man dieses Gefunden hat, ist es dann etwas einfacher. Und wisst ihr was das entscheidende ist? Man ist nie gänzlich allein. Auch das Gespräch mit den Angehörigen und oder den Kollegen kann einem helfen damit umzugehen.
Natürlich ist es auch nicht immer einfach mit schwierigen Patienten und Angehörigen umzugehen, es ist auch nicht immer einfach mit Ärzten zu kommunizieren & der Apotheke... Aber es gibt einen Entscheidenden Punkt, der jedem Pflegenden sehr viel gibt und aufbaut. Das Lächeln eines glücklichen Patienten, ein Händedruck, ein Dankeschön oder ein Spaß. Denn durch den häufigen Kontakt und die Gespräche lernt man sich kennen. Auf dieser Kommunikationsebene transporiert nicht nur mein Patient etwas, sondern auch ich... Mittlerweile wissen meine Patienten wenn es mir nicht gut geht & reagieren darauf. Das funktioniert automatisch, ohne ein Wort darüber... Man ist da, man stellt sich aufeinander ein & hilft sich gegenseitig. Pflege ist nicht: Ich für dich. Nein. Es ist immernoch ein wir für uns, für eine gute Zusammenarbeit zum Ziel.
Natürlich ist mein Job unterbezahlt, anstrengend - physisch und psychisch - ... natürlich haben wir Schichtarbeit und müssen teilweise kurzfristig einspringen... Natürlich ist mein Job gleichzeitig ein Handeln von Kopf, Hand und Fuß. Natürlich setze ich möglichst alle Sinne beim arbeiten ein & bin deshalb nach er Arbeit oft müde und ausgelaugt. Natürlich arbeite ich am Wochenende, früh am Morgen, spät am Abend oder nachts. Und natürlich können all diese Fakten nicht nur mich leiden lassen sondern auch meine sozialen Kontakte... Aber all das hält mich nicht davon ab, den mir anvertrauten Menschen, ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, sie für einen Moment (nochmal) glücklich zu machen und ihnen zu helfen...
Die Bilder mit den roten Sprechblasen stammen von https://www.facebook.com/fachkraeftemangel.altenpflege?fref=ts
Die anderen beiden Bilder sind von mir gemacht worden.
einen Tag später möchte ich etwas ergänzen, weil es möglicher weise nicht deutlich genug geworden ist:
AntwortenLöschenFür mich ist mein Beruf nicht nur Grund- und Behandlungspflege... Für mich zeichnet er sich besonders durch das MITEINANDER aus. Ich merke oft genug, dass wir Pflegenden ihnen ans Herz wachsen und für sie zu einem festen Teil in ihrem Leben werden. Oft sind wir der einzige soziale Kontakt. Teilweise sogar die Möglichkeit Neuigkeiten aus der Heimatstadt zu erfahren, wenn man nicht mehr das Haus verlassen kann. Wir sind die, denen sie sich anvertrauen, denen sie ihre Schmerzen und Ängste klagen, mit denen sie lachen und scherzen, aber eben auch weinen. Teilweise sind wir sogar diejenigen, denen sie ihre intimsten und am besten versteckten Geheimnisse anvertrauen, weil sie diesen Stein los werden wollen & ihn bei uns als sicher empfinden. Es ist schön die Menschen jeden Tag aufs neue und jeden Tag besser kennenzulernen. Und das Wissen und die Erfahrung, die sie uns weiter geben sind unheimlich wertvoll und nützlich. Ich gebe ihnen also nicht nur meine Kraft, nein, sie geben mir auch ihre. Es ist eben ein wir. Manchmal ist dieses wir in einem kurzen Moment zu erhaschen, wenn man die Hand hält, wennn man gemeinsam lacht, wenn man sich in die Augen schaut. Aber diese Momente helfen beiden Seiten.
Altenpflege ist für mich Menschlichkeit. Altenpflege ist für mich wichtig. Altenpflege ist für mich mein Traumberuf.